Globale Nahrungsmittelversorgung und Insektensterben
In den letzten Tagen wurde darüber berichtet, dass das große Insektensterben eingesetzt hat. Das ist für viele Menschen keine wirkliche Neuigkeit. Wer in den 1980er Jahren an einem lauen Sommerabend mit dem Auto unterwegs war, musste danach mühselig seine Scheinwerfer und den Kühlergrill von den zerschellten Insekten reinigen. Heute muss man sich diese Mühe nicht mehr machen, auch wenn man ein Auto aus dieser Zeit fährt.1
Als Folge dieses Massensterbens und der klimatischen Veränderung hin zu einem kalten und trockenen Klima auf der Nordhalbkugel werden wir in den kommenden Jahren mit erheblichen Problemen konfrontiert werden, insbesondere was die Nahrungsmittelversorgung anbelangt.
Nahrungsmittelpreise werden explodieren.
Abgesehen davon, dass mit den Insekten ein zentraler Teil der Nahrungskette einfach wegstirbt, kann der Mensch natürlich auch eine gewisse Zeit lang auch ohne Insekten wie z.B. Bienen auskommen. In Japan gibt es Gegenden, wo keine Insekten mehr vorkommen (und auch keine Vögel mehr). Pestizide, Milben und der Schwund der Bienenzüchter haben für diesen Kahlschlag gesorgt. Die Bäume werden dort deshalb von Menschen bestäubt.
Da uns Japan in dieser Hinsicht ca. 10-15 Jahre voraus ist, sollten auch wir damit rechnen, dass sich die ökologische Gesamtlage nicht verbessern wird. Auch wir werden schon bald die Blüten von Hand bestäuben müssen, wenn noch Ertrag generiert werden soll.
Da das Klima sich aller Voraussicht nach zu einem wesentlich trockeneren und kälteren wandeln wird, gibt es folgendes zu bedenken:
- der Einsatz von Pestiziden wird aufgrund dieser klimatischen Veränderungen eher zu- als abnehmen, um die Bevölkerung weiterhin versorgen zu können.
- die Problematik des Insektenschwundes wird sich daher verschärfen
- durch die abnehmende Bestäubungsleistung wird der Ertrag sinken
- durch vermehrtes Extremwetter werden Ernten vernichtet werden
- die Vegetationsphasen werden wesentlich kürzer als heute
- manuelle Bestäubung in Gewächshäusern wird ein übliches Verfahren werden.
Die Folge ist leicht abzuleiten: die Zeiten der billigen Nahrungsmittel werden ein für alle Mal vorbei sein. Bitte rechnet mindestens mit einer Verfünf- oder Verzehnfachung des Preises für Grundnahrungsmittel. Sämtliche Industrienationen werden erhebliche Probleme bekommen, genügend Nahrungsmittel zu erzeugen. Es wird also auch keine Hilfslieferungen geben. Es wird einfach der Weltmarktpreis nach oben schießen, und ihr werdet schauen müssen, wie ihr möglichst billig und sparsam essen könnt. Ein Großteil des Einkommens wird zukünftig für Nahrungsmittel und Energiekosten (Heizung) aufgebraucht werden.
Das wirklich brisante ist, dass dies in einer Zeit geschehen wird, in der wir durch Finanzkrisen, Deflation und einer Weltwirtschaftskrise nie gekannten Ausmaßes gebeutelt werden. Diese Zeiten werden extrem hart, stellt euch darauf ein.
Falls ihr die Möglichkeit habt, fangt JETZT an, euch mit dem Eigenanbau von Nahrungsmitteln zu befassen. Ihr werdet eine gewisse Vorlaufzeit benötigen, um euch darin zu perfektionieren. Falls ihr den Platz habt, schafft euch Gewächshäuser an. Aufgrund der klimatischen Veränderung in Richtung einer neuen Kaltphase mit hoher Unwettergefahr ist dies die einzige Möglichkeit zu einer ausreichenden Ernte zu kommen. Vielleicht könnt ihr auch Überschüsse erwirtschaften, was eine Basis für euer finanzielles Überleben darstellen könnte.
Stellt euch auf eine Welt ohne Vögel ein.
Und was die Vögel anbelangt: hier wird es noch übler werden, als es jetzt schon ist. Aufgrund der ausbleibenden Ernten wird heute billiges Vogelfutter einen enormen Preisanstieg erfahren. Die Folge wird sein, dass immer weniger Menschen Vögel über das Jahr füttern werden. Extreme Winter und Frostphasen werden zudem für ein Massensterben sorgen. Dies können wir in historischen Berichten immer wieder bestätigt finden. Dies Betrifft nicht nur die solaren Minimumphasen, sondern passierte bspw. auch 1974, als durch einen Kälteeinbruch 100000 Schwalben starben.
All dies wird den Vogelbestand im Vergleich zu heute noch extrem dezimieren. Denken wir daran: früher gab es wesentlich mehr Vögel und Insekten, daher konnte ein durch Kälte verursachtes Massensterben binnen weniger Jahre wieder ausgeglichen werden. Jetzt treten wird schon mit einer extrem reduzierten Menge an Vögeln in eine neue Kaltphase ein – und DAS ist das Schlimme. Wir haben hier sehr miserable Vorbedingungen, weil wir das ökologische Gleichgewicht bereits empfindlich gestört haben.
Eine Erholung wird es so schnell nicht mehr geben, weil zu allem Übel auch das landschaftliche Umfeld zum Wiederaufbau der Bestände fehlt, also Hecken, Nistmöglichkeiten, Gehölze, Brachflächen usw. usw. All dies war in den vergangenen Jahrhunderten vorhanden, und federte das Massensterben etwas ab. Heute haben wir eine Gemengelage an Problemfeldern, die es früher so nicht gab.
Aber der schlechten Nachrichten ist leider noch kein Ende:
Da es zu oben geschilderten Szenario kommen wird, müssen wir mit einem sehr geringen Vogelbestand für viele, viele Jahre rechnen. Insekten (oder auch nur einige spezielle) können sich aber in Kürze durch klimatische, wohlwollende Bedingungen sehr gut vermehren. Da es keine Vögel mehr geben wird, die diese Insekten als Futterquelle nutzen, ist eine Insektenplage daher als sehr wahrscheinlich anzunehmen. Vermutlich wird dann versucht, durch den Einsatz von Pestiziden oder gentechnisch manipulierten Fressfeinden oder Pflanzen dieser Plage zu Leibe zu rücken. Selbstverständlich wird dies auf lange Sicht wieder negative Folgen haben, die man heute noch nicht abschätzen kann.
Auch hier: ihr müsst eure Erzeugnisse vor solchen Einflüssen schützen. Das könnt ihr nur sehr schwer im Freiland machen. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, unter Glas oder Polycarbonat zu gärtnern. Und lest euch in die Praxis der manuellen Blütenbestäubung ein.
Die Nahrungsmittelversorgung wird einer der zentralen Probleme in den kommenden Jahren werden. Wir werden eines Tages den Kopf schütteln, um was für Banalitäten wir uns im Jahr 2017 gesorgt haben.
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Fußnoten:
- Manche behaupten, dass die aerodynamische Form neuerer Fahrzeuge einfach keine Insekten zerschellen lässt, aber insgesamt noch genügend Insekten vorhanden sind. Diese Annahme ist falsch, denn dann müssten ja an jedem Lastwagen und jedem Auto von 1990 ja um so mehr Insekten zerschellen, die um die anderen, modernen aerodynamischen Autos „herumgeleitet“ würden. Dies ist aber nicht der Fall. Deswegen kann jeder aufmerksame Beobachter seit einigen Jahren einen erheblichen Schwund an Fluginsekten feststellen.