Das grosse Bild wird nicht erkannt

Die Verbreitung neuer, revolutionärer Erkenntnisse hatte in früheren Zeiten nicht selten den Tod bedeutet: die Ketzer, die die Worte des Klerus anzweifelten, landeten auf dem Scheiterhaufen, die die Jünger Christi eigenhändig in Brand steckten. Giordano Bruno wurde verbrannt, weil er unglaubliche wissenschaftliche Entdeckungen gemacht hat, die seiner Zeit weit voraus waren. Menschen die sich dafür einsetzten, dass auch Dunkelhäutige neben Hellhäutigen in der Bahn fahren dürfen, wurden geschlagen, misshandelt und verachtet. Menschen, die die Sklaverei ablehnten und öffentlich kritisierten erging es nicht anders. Sich offen gegen eine Mehrheitsmeinung zu stellen, Misstände anzuprangern, erfordert eben Mut.

Auch in unserem – angeblich aufgeklärten – Zeitalter sehen wir ein sich wiederholendes Muster, welches sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte zieht. Heute wird man nicht mehr gefoltert, sondern einfach ignoriert, wenn man eine unpopuläre Sache anspricht, oder vor einer kommenden Entwicklung warnt.

 

 

Das Neue ist des Alten Tod.

Warum aber eigentlich wurden jene Erneuerer so vehement verfolgt, oft bis zum Tod? Der Grund ist einfach: in diesen Erkenntnissen oder Rufen nach gesellschaftlichen Fortschritt sahen die etablierten Mächte eine erhebliche Gefährdung ihres Standes, ihres Rufes und ihrer Autorität. Hätten sich die neuen Erkenntnisse bei der Bevölkerung verbreitet und hätten sie Zustimmung erfahren, so wäre ein mühsam errichtetes Machtsystem kollabiert. Solche Ideen, die an den Grundfesten von Machtsystemen rütteln, sind gefährlich, weil sie das Potenzial haben Lügen aufzudecken und »das alte System« zu zerstören. Wenn die Macht im schwinden begriffen ist, wird man sich eifrig der Verfolgung und Vernichtung derer widmen, die diese Macht in Frage stellen. Und wenn es das letzte ist, was man vor seinem eigenen Untergang macht. Kampflos aufgeben wird niemand.

Würde es sich nun herausstellen, dass die »durch Menschen verursachte Klimaerwärmung« eine dreiste Lüge war, so würden die Machtsysteme in Kürze kippen.
Von derzeitigen Profiteuren in Politik und Wirtschaft können wir deshalb keine Aufklärung oder ehrliche Worte erwarten. Wir sehen im Gegenteil noch mehr Lügen, um alte Lügen zu vertuschen. Das ist ein Schneeballsystem an Lügen und Schauermärchen, welches nicht mehr stoppbar ist. Zuviele finanzielle Interessen und machtpolitische Elemente sind damit verknüpft – man kann keinen reinen Tisch mehr machen, ohne zu riskieren, dass dieses System finanziell kollabiert und man selbst mitgerissen wird. Also wird man bis zur letzten Minute diese Lügen aufrechterhalten, während die Bevölkerung schon längst kapiert hat, dass die eigentliche Gefahr von einer Klimaabkühlung ausgeht.  Die Durchhalteparolen der Politik werden wie im Krieg erklingen, als die Propaganda jede Woche den Endsieg verkündete…

 

Absichtliche Lügen, die sich irgendwann verselbständigt haben

Wie immer in Systemen nutzt man Spielräume, die sich ergeben, zu seinem Vorteil aus. Wenn also Wärmedämmung staatlich mit jährlich 10,5 Milliarden Euro subventioniert wird, so werden eine Menge Unternehmen entstehen, die sich auf diesen lukrativen Markt stürzen und Wärmedämmplatten produzieren. Oder wenn Autos plötzlich elektrisch angetrieben werden sollen und es einen staatlichen Zuschuss dafür gibt, so werden sich ohne Zweifel Firmen finden oder gründen, die das liefern. Allen diesen Beteiligten die absichtliche Aufrechterhaltung eines Märchens zu unterstellen, halte ich für gewagt. Die meisten nehmen das einfach als Wahrheit an: wird schon stimmen, und jetzt lass uns Geld damit machen. Ob die Klimaerwärmung durch den Mensch geschieht, durch die Sonne oder es eine neue Eiszeit gibt, interessiert die wenigsten. Alles ist zudem dem kapitalistischen Streben unterworfen, was als zusätzlicher Faktor hinzutritt, und aus dem kein Entrinnen ist.

Viel wahrscheinlicher ist, dass kaum jemand die wirklichen Abläufe registriert und wahrnimmt, und die Mehrheit nicht in der Lage ist, die derzeitigen klimatischen Ereignisse richtig miteinander zu verknüpfen und geschichtliche Parallelen zu suchen. Es mangelt heute nicht an Spezialisten, sondern an Universalgelehrten. Das komplexe und verknüpfende Denken wird uns heute allenthalben in den Bildungssystemen ausgetrieben: morgens um acht Uhr: Englisch. Um neun Uhr: Grundlagen der Analysis. Nachmittags: Weimarer Republik. Wir denken nur noch in Schubladen und Ordnern, und haben den Blick für die Gesamtzusammenhänge verloren. Und an der Uni geht die Spezialisierung immer weiter. Das ist zwar systemimmanent erforderlich, muss aber zwangsläufig den Blick auf das Ganze trüben.

 

Das große Bild wird nicht erkannt

Vermutlich haben sich die meisten Menschen noch nie in ihrem Leben mit klimatischen Bedingungen und deren Auswirkungen auf die Weltgeschichte befasst. Bis auf den Wetterbericht ist man eher desinteressiert am Klima, was die normale Bevölkerung angeht. Ich bezweifle auch, dass Politiker sich jemals mit der Entstehung und dem Zerfall von Zivilisationen befasst haben. Führungskräfte in Politik und Wirtschaft haben das große Bild gar nicht erkannt, was vor ihren Augen ausgestellt wird: zu wichtig sind Tagesprobleme, die nächste Bilanz und das Wahlbarometer im ZDF.

Es ist folgendermaßen vergleichbar: Die Mehrheit steht vor einer riesigen Leinwand im Kino, auf der ein Stummfilm abläuft. Aber die sie stehen so dicht vor der Leinwand, dass sie nur einen winzigen Ausschnitt aus dem Gesamtbild wahrnehmen. Wenn also die Hauptdarstellerin ein blaues Kleid trägt, sehen die meisten nur eine blaue Fläche in ihrem Gesichtsfeld. Schwenkt die Kamera auf ein rotes Auto, so wird der Ausschnitt rot. Aber was eigentlich auf der großen Leinwand abläuft, erkennt man nicht, wenn man zu dicht davor steht. Und schlimmer noch: alle Anwesenden sind erst ins Kino gekommen, als der Film schon die Hälfte überschritten hatte. Niemand dieser Personen kann auch nur erahnen, von was der Film überhaupt handelt, und ob es überhaupt ein Film ist.

Vielleicht gibt es auch ein paar wenige verstreute Menschen, die ganz weit hinten sitzen. Und die haben im Programmheft nachgelesen, was bis zur Hälfte des Filmes passiert ist. Und sie sehen das gesamte Bild auf der Leinwand. Sie können also in etwa abschätzen, wie der Film bisher abgelaufen ist, und welche Warnung er für uns bereithält. Diese dramatische Warnung kommt eine Viertelstunde vor Schluss, und sie bezieht sich direkt auf das Kino. Eingeblendet wird:  »Das Kino, in dem Sie jetzt sitzen, wird eine Minute vor Ende des Films abbrennen! Halten Sie jetzt Ausschau nach dem Notausgang!«

Zwei oder drei aus der letzten Reihe springen entsetzt auf und brüllen nach vorne: »Los Leute, raus hier. Es wird alles in Flammen aufgehen. Raus, raus, lauft!«

Von vorne – wo eifrig Diskussionen stattfinden, was denn auf der Leinwand überhaupt zu sehen ist – gibt es ein paar Rufe: »Haltet den Mund, ihr Spinner, hier drinnen ist es warm und nett, und diese farbwechselnde Leinwand ist die neue Sensation auf dem Kunstmarkt!«. Und schon wird wieder eifrig diskutiert, was der Künstler sich dabei gedacht hat, und man schüttelt über die Kunstbanausen aus der letzten Reihe den Kopf.

Von hinten wieder die panischen Warnrufe! Doch niemand nimmt mehr Notiz davon. Das Ende des Filmes naht. Die da vorne sehen ein lustiges Farbflackern auf der Leinwand… und glauben, die nette angenehme Atmosphäre hält noch eine Weile an. Es wird nochmal Champagner nachgefüllt und Häppchen gereicht. Allgemeines Gelächter, gelöste Stimmung.

Die einigen wenigen aus der letzten und vorletzten Reihe sehen sich an, zucken die Schultern, und verlassen das Gebäude rechtzeitig. Sicher ist sicher, man weiß ja nie.

Die erste Unruhe keimt vorne auf, als einige den Qualm bemerken, der plötzlich zwischen den Stuhlreihen hervor kriecht. Zunächst Schockstarre. Dann macht sich Unruhe breit. Die ersten Flammen züngeln zwischen den Stühlen. Gläser zerschellen, Servierplatten landen am Boden. Nackte Panik bricht aus: »Wo ist der Feuerlöscher?« – »Wo ist der Notausgang?«, und was man am meisten hörte, kurz bevor sich das Kino in eine Flammenhölle verwandelte:

»Warum hat uns denn keiner gewarnt, verdammt nochmal??«

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