Klima und der Dreißigjährige Krieg

Zugegeben, der 30jährige Krieg fiel in eine unschöne Epoche. Ein explosives politisches Gemisch war in Europa vorhanden, dass nur auf einen Auslöser wartete, um zur Detonation zu gelangen.

Dieser Auslöser ist auch in klimatisch schlechten Verhältnissen zu suchen. Dieser Fakt wird gerne ignoriert oder als unwichtig erachtet. Es gibt Phasen in der Menschheitsgeschichte, in denen sich scheinbar alles auf einen dramatischen Wendepunkt in der Geschichte zuspitzt.

In einem Spiegel-Artikel befasst sich Georg Bönisch u.a. mit den klimatischen Fakten in den Vorjahren des Dreißigjährigen Krieges:

http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/a-778430.html

Die Zeit um 1600 galt zunächst als »Phase des Aufschwungs« und man blickte vergleichsweise optimistisch in die Zukunft. Doch einige Jahre mit schlechten Ernten, verregneten Sommern und harten Wintern kann man rückblickend als Vorboten des Maunderminimums ansehen. Der Beginn dieser Misere lag in den Jahren um 1610:

 

Hätte man 1000 Menschen um 1605 in Deutschland befragt, wie Deutschland in 15
Jahren aussehen wird, hätten 999 vermutlich nicht damit geantwortet:

»In 15 Jahren werden wir Hunde und Maulwürfe essen, die Menschen werden verfaultes
Korn auf den Feldern suchen, Schweden werden uns fesseln und Jauche in den Mund gießen.
Gelegentlich werden wir vor Hunger menschliche Kadaver essen, die Obstbäume werden erfrieren
und zu 70% eingehen. Man findet auf den Straßen und Wegen Tote, die Grasbüschel im
Mund haben, vor Hunger krepierte arme Teufel. Wir verspeisen unsere Katzen in den Dörfern,
dadurch nehmen die Ratten überhand und die Pest sucht uns heim. Und als ob das nicht reichen
würde, kommen ständig marodierende Soldaten, schlagen bei der Suche nach Wertgegenständen
und Nahrungsmitteln die Einrichtungen zusammen, zünden Häuser und Kirchen an, stechen
unser Vieh ab, vergewaltigen Frauen, schlagen Kinder tot oder schleppen sie in den Krieg. Der
Anblick von Leichenbergen, zu Asche verbrannter Dörfer wird zu einem alltäglichen Anblick.
Und: Gold und Silber kann man haben, aber es wird nichts nützen, weil man damit nichts mehr
kaufen kann, weil es nichts mehr gibt, was man kaufen könnte! Verwüstete Dörfer und Güter
kann man für einen Laib Brot und ein Stück Speck kaufen. – Und, es wird 30 Jahre lang so
gehen, das Leid nimmt kein Ende!«

Eine vergleichsweise dichte Besiedlung, politische und gesellschaftliche Spannungen und ein paar Jahre mit schlechten Ernten – dieses Gemenge entlud sich dann in den kriegerischen Handlungen der Jahre 1618-1648 auf deutschem Boden. Es war ein Konflikt der von niemandem gewollt war, aber trotzdem passierte. Hier liegt ein Paradebeispiel dafür vor, wie scheinbar stabile gesellschaftliche Strukturen binnen kürze Zerfallserscheinungen zeigen und bisher fest verankert geglaubte Werte erodieren.

Die Schrecken dieser Kriegsjahre wurden z.B. vom Abt Maurus Friesenegger in seinem »Tagebuch des Dreißigjährigen Krieges« festgehalten. Was die Bevölkerung damals erleiden musste, ist für uns heute unbegreiflich, zumal die Chroniken der Kirchenmänner die schlimmsten Vorfälle sicherlich unerwähnt ließen.

Die Parallelen zu heute sind unübersehbar. Auch wir stehen an der Schwelle eines neuen solaren Minimums. Heute reden wir noch von AI, Robotik, und dass alles besser wird. Das Goldene Zeitalter steht praktisch schon vor der Tür. Hochmut kommt erwiesenermaßen vor dem Fall.

Wir werden sehen, ob wir diese Herausforderung meistern können.

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