Cold Ages are Dark Ages

Es ist immer das gleiche Spiel.

Auf eine Hochkultur, eine Zivilisation, folgt der Niedergang oder Zusammenbruch. Dann kommen die dunklen Jahre, in denen die Menschen im Schatten dieser Hochkultur ihr Dasein fristen.  Die technologischen, organisatorischen und machtpolitischen Strukturen sind unrettbar zerfallen. Bis es irgendwann aus irgendeinem Grund wieder eine Zivilisation gibt.

Gerne wird gestiegene Komplexität, innerer Zerfall, außenpolitische Probleme usw. für den Zerfallsprozess angeführt. Und das stimmt auch. Ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Offenbar scheint es so, dass alle diese Probleme sich akkumulieren, und nur auf ein äußeres Ereignis warten, und alles kollabiert.

Dieser äußere Einfluss war – immer das Klima. Die Kaltzeit. Das große solare Minimum.

In allen Warmzeiten (den Phasen des Klimaoptimums) sehen wir Hochkulturen, prächtige Bauwerke, Erfindergeist, Kunstfertigkeit. Man ist optimistisch, möchte das Weltall erobern. Die Götter sind mit uns! Juchei, es ging den Menschen noch nie so gut! (Jedenfalls denen, die auf der Gewinnerseite eines solchen Systems stehen, also z.B. wir, oder die römischen Bürger deren Wohlstand auf den Rücken der Sklaven gebaut war. Also ziemlich ähnlich wie heute.)

Und dann, als man sich gerade so nett eingerichtet hatte, im Schlaraffenland, dann kam immer der Hammer: eine neue Kaltzeit, ausgelöst durch ein solares Minimum. Das Getreide wuchs nicht mehr so gut. Die Städte konnten nur ungenügend mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Es gab Aufstände der Sklaven, Streiks, Revolten, Umsturzversuche. Eine Lawine an Ereignissen wird losgetreten. Das komplexe System brach zusammen, weil Grundpfeiler dieses Systems wegbrachen, auf die man seinen Erfolg gegründet hatte.

Also sind diese Zivilisationen tatsächlich über ihre eigenen Füße – ihren komplexen und damit anfälligen Apparat – gestolpert. Ausgelöst duch klimatische Veränderungen.

(Exkurs: Die stabilen Warmzeiten dauern immer nur kurz, maximal 300-400 Jahre oder so. Dann ist Schluss. Das Ende des Aufwärtstrendes in der Temperatur ist erreicht. Danach kippt das Klima wieder in eine Abkühlungsphase, mit allen bekannten und hier erläuterten Folgen. Seit dem Ende des Maunderminimums um 1700 befinden wir uns in einem 300jährigen Aufwärtstrend, mit einem kurzen Rücksetzer im Daltonminimum. Seit 2000 stagniert die Warmphase, und tritt alsbald in die nächste Kaltzeit ein, in das Eddy-Minimum.)

Wir würden aus unserer heutigen Sicht das System der antiken Zivilisationen als plump, einfältig und robust bezeichnen (es gab ja keine Computer und Strom). Nein,  es war nicht einfach und schon gar nicht robust. Für die damalige Zeit mit der damaligen Technik war dieses System hochkomplex für seine Bewohner, wahrscheinlich für einfachere Menschen ebenso erstaunlich wie die heutige Technik, die den meisten Menschen in der Tiefe verschlossen bleibt.

Wir sehen also bei allen Hochkulturen folgenden Ablauf, und den Vergleich zu heute dürft ihr selbst ziehen:

Aufbau einer Zivilisation – Verstädterung – Aufgabe der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln – Einsatz von immer mehr Technik – Führung von Kriegen für mehr Ressourcen – hygienische Standards werden eingeführt – dadurch Bevölkerungsexplosion – eine hohe Anzahl von »Kulturfremden« (Sklaven, Arbeiter, Söldner usw.) strömt ein – allgemeiner Optimismus – jeder will in die Stadt ziehen (hier ist Allotria und Zeitvertreib!)  – die Menschen verlieren völlig den Bezug zum eigentlichen Leben (Dekadenz) – Gespöttel über die ungebildeten Handwerker und Bauern (Hochschule muss sein!) – dadurch Verfall alter Werte die dazu beigetragen haben die Zivilisation aufzubauen – Verfall von Wissen und Unlust der Nachkommen z.B. Handwerker zu werden (man will lieber im Senat sitzen und regieren, anstatt Schuhe zu flicken und Getreide anzubauen).

Dann kommt der klimatische Hammer:

Die Sonne verliert an Kraft. Ein neues solares Minimum wirft seine Schatten voraus. Unwetter überziehen das Land. Hagelschauer machen die Ernte kaputt. Zerfallserscheinungen politischer Art am Rande des eigenen Territoriums. Der Nachwuchs in den Städten ist zu nichts mehr zu gebrauchen, der innere Zerfall geht los. Nahrungsmittelpreise steigen extrem an. Es gibt Hungerrevolten. Krankheitserreger stürzen sich auf die geschwächten Menschen. Innenpolitisch ist kaum was zu retten, weil man die Masse nicht ruhig stellen kann (dazu bräuchte man BROT, die Spiele (TV) alleine nützen nichts mehr). Zu allem übel gibt es Vulkanausbrüche und Erdbeben. Das verschlimmert die Lage. Propheten tauchen auf, und deuten das als Strafe Gottes, weil die Sitten verfallen sind. Man glaubt ihnen, weil der Mensch gerne einfache Erklärungen glaubt. Der Verfall der Kultur ist da. Es ist nichts mehr zu retten. Angreifer stürzen sich auf die letzten Reste der Zivilisation, die Burg des einstigen Feindes wird geschliffen. Die Infrastruktur verfällt. Niemand weiß mehr, wozu das Zeug einst alles diente, keiner kann es mehr reparieren. Man nutzt es, bis es kaputt ist. Man ist aber nicht in der Lage komplexe Dinge selbst herzustellen oder Instand zu halten. Der technologische Rücksetzer ist vorprogrammiert.

Jeder versucht mehr schlecht als recht durchzuschlagen, so gut er kann.

Wir rutschen ab in die »Dark Ages«.

Es waren immer auch die »Cold Ages«. Bei uns stehen diese Jahre direkt vor der Tür.

 

 

 

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