PKW bei Frost, Eis und Schnee
Hier in Deutschland gibt es schweren Frost meist nur in einzelnen Gebieten, und den meisten ist das gänzlich unbekannt. Der letzte strenge Winter war 1962/63. Im kommenden großen solaren Minimum dürfen wir daher damit rechnen, dass solche Winter bei uns wieder üblich werden.
Man geht hier davon aus, dass der Winterdienst und der Autoclub eine Vollversorgung anbieten und jederzeit parat stehen. Darauf würde ich mich aber nicht verlassen. Wenn plötzlich alle Hilfe zur gleichen Zeit wollen, dann kann es eng werden.
Hier nun einige Tipps, wie ihr eure PKW winterfest machen könnt.
Zunächst einmal sollte gesagt werden, dass diese Frost- und Schneeperiode auch Flachlandtiroler erwischen wird, die bisher fast immer davon verschont geblieben sind. Man sollte sich deshalb nicht in Sicherheit wiegen, und annehmen, dass es nicht so schlimm kommen wird.
Im Vergleich zu 1962 haben wir heute High-Tech-Monster auf der Straße. Das könnte durchaus zu einem Problem werden. Die meisten heutigen Fahrzeugausfälle sind auf Defekte der Elektrik zurückzuführen. Das furchtbare an den modernen Autos ist auch, dass der Motorraum so vollgestopft ist, dass jede Reparatur die früher 10 Minuten gedauert hat, heute 1 Stunde Zeit beansprucht. Früher baute man eine Autobatterie in 5 Minuten aus. Bei machen Fahrzeugen benötigt man dafür heute eine halbe Stunde. Motoröl konnte man früher einfach ablassen, und jeder Fahrzeugbesitzer kannte seine vier Handgriffe. Heute sind die Ablassschrauben unter irgendwelchen Abdeckungen, man kann gar nicht mehr »einfach so« unters Auto krabbeln, sondern braucht Hebebühnen usw. usw. Alles hat sich unnötig verkompliziert.
Und vor allem: wisst ihr, heutzutage scheitern schon etliche Leute beim Radwechsel, wenn sie einen Platten haben. Man ruft den ADAC oder nutzt so ein komisches Reifendichtspray. Die meisten haben gar keinen Ersatzreifen mehr im Auto. Vor 50 Jahren las man noch Wartungshandbücher und die meisten Autobesitzer wussten was sie machen mussten um ihr Fahrzeug am Laufen zu halten. Das Anlegen von Schneeketten war kein Problem (die hat heute kaum mehr jemand, weil ja immer alles geräumt wird).
Gut, jetzt haben wir wieder genug auf die heutige Zeit geschimpft… die Leser dieses Blogs sind ja sicher nicht der unfähigen Sorte Mensch zuzurechnen.
Batterie.
Immer voll laden. Gegebenenfalls nach der Fahrt ausbauen und mit ins Haus nehmen. Bei zu starkem Frost können nicht vollgeladene Batterien einfach platzen. Am besten zweite Batterie vorhalten und Überbrückungskabel. In Notfällen habt ihr keine Zeit 3 Stunden auf den Autoclubtechniker zu warten.
Öl.
Kauft 0W-40 Öl. Das ist bis -30°C ausgelegt. Rechtzeitig Ölwechsel machen!
Falls euch die Sache kalt erwischt: Öl ablassen, in sauberen Topf filtern und vorsichtig erwärmen. Dann warm in den Motor füllen, sofort Motor anlassen. Gegebenenfalls Motor nachts mehrfach für ein paar Minuten laufen lassen, damit ihr am Morgen starten könnt. Das hilft auch gegen frierendes Kühlwasser. Macht das aber solange, bis der Thermostat schaltet.
Kühlwasser.
Mischungsverhältnis auf -30°C einrichten. Und zwar rechtzeitig. Wie ist das bei den modernen Karren, kann man das noch einfach selbst? – Keine Ahnung, bin autotechnisch im Jahre 1992 stehen geblieben…
Tank & Kraftstoff.
Immer volltanken. Im Tank kann sich bei halber Füllung Kondenswasser bilden. Bei hohen Minusgraden friert dieses zu kleinen Eiskügelchen und kann den Ansaugtrakt verstopfen. Winterdiesel reinmachen ist ja logisch.
Treibstoffvorrat bereithalten, es könnte zu Engpässen kommen.
Startspray bereithalten. Wisst ihr auch, wo ihr den hineinsprühen müsst, an eurem Fahrzeug? – Schlau machen, und zwar rechtzeitig!
Türdichtungen:
Mit entsprechendem Pflegeprodukt behandeln, damit die Türen sich bei Frost noch öffnen lassen. Behelfsweise reines Glycerin nehmen. Glykol (Frostschutzmittel) sollte auch funktionieren. Einfach aufpinseln.
Scheibenwischwasser.
Konzentrat einfüllen, die alte Sommerplörre rechtzeitig austauschen. Sonst platzen euch Behälter, Schläuche usw.
Enteiser bereithalten für die Türschlösser.
Windschutzscheibe.
Nie mit warmem Wasser versuchen die Eisschicht zu lösen. Hohe Reißgefahr. Kaltes Wasser auch nicht verwenden: läuft in die Spalten und Dichtungslücken und friert dort sofort fest. Dann könnte es sein, dass Türen und Motorhaube nicht mehr aufgehen. Eisschichten nur mechanisch entfernen (Eiskratzer deshalb auch im Haus aufbewahren). Am besten Scheiben abdecken (behelfsmäßig mit Pappe oder Schneeschutzfolien).
Kunststoffe werden brüchig.
Auf Türgriffe achten, die werden bei starkem Frost brüchig und können einfach abreißen.
Reifen.
Winterreifen rechtzeitig aufziehen und rechtzeitig bestellen. Luftdruck prüfen: bei kalter Witterung sinkt der Luftdruck ab – mehr Luft reinmachen bei extremer Kälte.
Schneeketten vorrätig halten, und wissen, wie man diese benutzt. Schneeketten nur auf Schnee benutzen und langsam fahren. Auf normalen Straßen: sehr langsam fahren, sonst erhitzen sich die Ketten, was zur Beschädigung der Ketten und des Reifens führen kann.
Okay, das ist so peinlich das zu schreiben, aber ich tu’s trotzdem. Weil ich tatsächlich weiß, dass manche einfach keine Ahnung haben. Also was für die ganz schlichten Gemüter: Ihr müsst die Schneeketten an der Antriebsachse draufmachen. Wenn ihr einen Hinterradantrieb habt, dann hinten. Habt ihr einen Fronttriebler: vorne drauf machen. Ausnahme: ihr habt einen frontgetriebenes Fahrzeug, und fahrt eine lange Gefällstrecke. Dann macht die Schneeketten kurzfristig hinten drauf. Damit ihr Bremsen könnt, und das Heck nicht ausbricht. Kommt wieder eine Steigung auf dieser Strecke: dann müsst ihr die Ketten ummontieren und vorne draufmachen. Bei Heck- oder Frontantrieb reichen für euer Auto zwei Ketten. Allradfahrzeuge: es reichen auch zwei Ketten, wo ihr die montieren müsst, steht gewöhnlicherweise in der Betriebsanleitung. Aber Allradfahrer wissen in der Regel bescheid, was sie zu machen haben und sollen hier nicht angesprochen werden.
Habt ihr einen Heckantrieb, so kann es sinnvoll sein ein paar schwere Gegenstände hinten in den Kofferraum zu packen: 5 Zementsäcke oder so. Das erhöht das Gewicht auf der Hinterachse und somit die Reifenhaftung.
Nehmt ggf. einen großen Eimer Splitt mit. Und Schaufeln. Als Anfahrhilfe könnt ihr auch behelfsmäßig die Fußmatten benutzen. Ein kleiner Handfeger ist auch von Vorteil um Schnee wegzubürsten.
Passt auf Pfützen oder Schlamm auf. Es spritzt die Bremsen nass, nach dem Abstellen des Fahrzeugs in hartem Frost friert es dort fest. Handbremsseile können festfrieren. Also lieber: beim Abstellen Gang einlegen, Handbremse ggf. nicht benutzen, sonst kommt ihr nicht mehr weg.
Nehmt auf jeden Fall gute Handschuhe zum Fahren mit. Manche Lenkräder werden eiskalt, und bis die Heizung innen alles erwärmt hat…
Und dass ihr in dieser Zeit lieber einen Lada Niva oder einen alten Volvo fahrt, als einen tiefergelegten Tuningmist Baujahr 2014, brauche ich euch auch nicht zu erzählen. Ihr braucht dann keine 300 PS und Breitreifen, sondern 80 PS und Allrad, oder ein Auto das für schneereiche Gegenden entwickelt wurde. Mit einer nötigen Bodenfreiheit, damit ihr auch mal über ein paar Eisschollen fahren könnt, ohne euch die Ölwanne und den Auspuff abzureißen.
Und ich muss auch nicht im Detail erwähnen, was ihr alles ins Auto mitnehmen müsst: Essen, Trinken, Top-Winterkleidung, gutes Schuhwerk, Warnwesten. Es ist möglich, dass euch niemand aus dem Schnee zieht, und das Rote Kreuz diesmal keinen Kaffee und Tee vorbei bringt. Dann seid ihr auf euch alleine gestellt, und habt eventuell einen längeren Fußmarsch vor euch.
Ein gutes Abschleppseil ist auch von Vorteil: falls ihr jemand aus der Schneewehe ziehen müsst.
Habe ich was vergessen?
Diesen Beitrag teilen:
Tweet