Wir sind todkranke Junkies
Wir alle sind schwer suchtkrank. Wir spritzen uns nicht nur gelegentlich Gift, sondern haben uns gleich eine Braunüle in die Vene gesteckt, und einen großen Tropf drangehängt. Das ist wesentlich angenehmer, es macht eben weniger Arbeit.
Am Anfang hatten wir den Regler auf ein paar Tröpfchen eingestellt. Wir fühlten uns stark, äußerst attraktiv und unbesiegbar. So wie sich echte Siegertypen eben fühlen.
Nach ein paar Jahren haben wir den Regler auf vollen Durchlass gestellt. Wir geben uns den vollen Strahl, mitten in unseren Blutkreislauf. Wie es eben bei Süchtigen so ist: am Anfang reicht eine kleine Dosis, dann gewöhnt man sich daran, und dann spritzt man sich mit immer mehr Gift zu Tode. Weil man nicht mehr anders kann. Aufhören? – Das ist zu brutal, die Entzugserscheinungen würden uns wahnsinnig machen und wir würden den Freitod wählen, um dem großen Schmerz zu entgehen.
Also machen wir weiter. Wir erhöhen die Dosis, Tag für Tag, und hoffen, dass wir wenigstens glücklich sterben: zugedröhnt mit Vollgas an die Betonwand. Kurz und schmerzlos.
Es gibt folgende Möglichkeiten, wenn wir unsere Sucht diagnostiziert haben:
1) Der Infusionsbeutel mit dem geilen, billigen Rauschmittel wird irgendwann leer. Dann müsste man rechtzeitig einen neuen kaufen, und inständig hoffen, dass die Ware nicht gerade ausverkauft ist, und das Zeug noch irgendwo hergestellt wird. Wenn man es nicht mehr herbekommt, beginnt der harte Entzug, der häufig mit Wahnsinn und Tod endet. Nur wenige überleben das, und wenn, dann mit psychischen Schäden.
2) Wir könnten die Dosis auch langsam und stetig drosseln, wenn wir das Ende des Vorrats erkennen, und durch ein tiefes Tal mit Schmerz, Wut und Tränen laufen. Am Ende – sofern die Zeit reicht – sind wir vielleicht entwöhnt. Dieser Weg benötigt absolute Disziplin und eisernen Willen. Und eine rechtzeitige Drosselung, wenn das Rauschmittel sichtbar zur Neige geht.
Unser Trip kostet ein paar Pfennig… und ist immer verfügbar
Unser jährlicher Verbrauch an Suchtmittel beträgt für uns Europäer ca. 41’000 kWh pro Jahr und Kopf. Das ist der Endenergieverbrauch.
Deutschland benötigt etwa 217 Millionen Tonnen (217 Mt) Roh-Öl-Einheiten (RÖE) pro Jahr. Weltweit beträgt der Energieverbrauch 12 Milliarden Tonnen RÖE pro Jahr. Die Hauptenergielieferanten sind leicht erntbare Ressourcen: Öl, Gas, Kohle. Die vielbeschworene ‚Erneuerbare Energie‘ wird daran niemals etwas ändern. Nicht in 50 Jahren, nicht in 100 Jahren und nicht in 1000 Jahren. Das ist ein reines Wunschdenken von Menschen, die offensichtlich unfähig sind, sich den Lebenswirklichkeiten zu stellen. Ganz im Gegenteil: der Einsatz dieser »grünen« Energiequellen wird den Niedergang in Richtung Mittelalter erheblich beschleunigen.
1 kg Rohöl entspricht 11,63 kWh.
Wieviele Stunden menschlicher Arbeitskraft entspräche dies wohl?
Der Mensch kann eine Dauerleistung von 80-100 Watt abgeben. Sagen wir 90 Watt.
1 kg Rohöl = 11630 Wattstunden.
11630 Wh / 90 W = 129 Stunden.
Also, nochmal für alle die dem nicht folgen konnten: Wenn du an der Tankstelle 5 Liter Benzin kaufst, was ja schon mit Energieeinsatz aufbereitetes Rohöl darstellt, hast du die Energie von rund 650 Stunden menschlicher Arbeitskraft in deinem Kanister. Früher hätten dafür 30 Sklaven, zwei Tage lang, je 10 Stunden schuften müssen.
Und was machen wir damit? Wir fahren zum Spass am Wochenende mit dem Motorrad 100 km weit durch die Landschaft. Oder mähen unseren Rasen. Oder fahren nochmal schnell zum Einkaufen, weil wir die Chips und das Bier vergessen haben. Wir wandeln diesen hochenergetischen Rohstoff in nutzlose Abwärme und Bewegungsenergie um. Einfach so. Weil er ja fast nichts kostet. Wenn ihr mich fragt: das ist ziemlich verrückt. Aber Süchtige sind eben gewissermaßen verrückt, da kann man kein klares Denken mehr erwarten. Das Hirn wird nur noch von einem Thema beherrscht: wo bekomme ich das Rauschgift her, und zwar möglichst plötzlich, billig und viel davon.
Und diese billige Verfügbarkeit unserer Droge ist auch der Grund für Wirtschaftswachstum, Beschäftigung, Steuerzahlungen, Häuserbau, Medizintechnik, Forschung und Entwicklung. Nur weil wir diesen Rohstoff mit einer hohen Energiedichte leicht ernten konnten, leben wir im Paradies mit erdölbetriebenen Arbeitssklaven, die uns stets zu Diensten sind.
Die Verfügbarkeit dieser billigen Energie hat uns ein kurzzeitiges Strohfeuer an Wohlstand beschert. Wir kamen nicht mehr von der Dosis runter, sondern erhöhten sie Jahr für Jahr. Wir wollten uns eben nicht nur das Leben etwas erleichtern, wir wollten es saugemütlich.
Tödliche Dosis
Der durchschnittliche Jahres-Energieverbrauch von 41’000 kWh entspricht übrigens 455555,56 Stunden menschlicher Arbeit. Ein Jahr hat 8760 Stunden. Unser Energieverbrauch pro Jahr entspricht 52 Jahren menschlicher Arbeitskraft ( bei 24 Stunden Arbeitszeit).
Unsere Dosis ist deutlich zu hoch. Wir leben weit über einem gesunden Maß. Diese Dosis ist tödlich wenn wir so weitermachen, und sie ist genauso tödlich wenn wir die Reißleine ziehen.
Und ein langsamer Entzug?
Nein, das würden wir nicht mehr schaffen. Es ist bereits zu spät. Es tut mir leid, es gibt schlechte Nachrichten:
https://gailtheactuary.files.wordpress.com/2017/06/tverberg_the-next-financial-crisis_english.pdf
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